Beim Projekt „Memories of Memories“, das Obfrau Herlinde Keuschnigg mit Mitgliedern des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseum und des Forum Land am 31. Oktober besichtigt haben, steht das Lager Oradour in Schwaz im Fokus und seine Geschichte vom Nationalsozialismus und Krieg bis in die unmittelbare Gegenwart. Die Installation vor dem Landesmuseum „Memories of Memories“ ist ein Kooperationsprojekt der Tiroler Landesmuseen mit zahlreichen Schwazer Kulturinstitutionen wie Klangspuren, Rabalderhaus, Museum der Völker, Kunstraum Schwaz, Toni-Knapp-Haus, Stadtarchiv Schwaz sowie dem Institut für Gestaltung an der Universität Innbruck, dem Tiroler Landestheater und dem Klocker Museum Hall. Es wurde ein vielseitiges Programm mit Ausstellungen und Konzerten, Lesungen und Gesprächen, Führungen und Performances entwickelt. Die von Michaela Feurstein-Prasser und Roland Sila kuratierte Installation besteht aus rund 5.000 dreieckigen Elementen. Diese wurden mit Hilfe 3-D-gedruckter Verbindungselemente miteinander zu einer Netzstruktur verbunden. Wie auch die Installation vor dem Ferdinandeum hinterfragen weitere Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Gespräche, Führungen und Performances im Rahmen von „Memories of Memories“ die Geltungskraft von Erinnerungen, kollektiver wie auch individueller. Das Lager Oradour in Schwaz und seine Geschichte wurden verschwiegen, verdrängt und vergessen, Zeitzeugen gibt es kaum mehr. Was also bleibt? Wie der Titel verrät, macht das Projekt Erinnerungen an Erinnerungen sichtbar und tastet nach dem, was verloren scheint. Im Rahmen einzelner Teilprojekte erwartet das Publikum bis 28. Jänner 2024 ein reiches und vielfältiges Programm rund um besagtes Lager Oradour, im Gebiet der Stadt Schwaz. Umgeben von Natur erinnert eine einsame Gedenkstele an den Ort, von dem heute kaum mehr jemand weiß, was hier einst geschehen ist: Während der NS-Zeit diente Oradour als Kriegsgefangenenlager, später als Entnazifizierungslager. Ab 1954 wurde es mit armen, wohnungslosen Menschen aus Schwaz besiedelt und bekam den Namen Märzensiedlung. Erst in den 1980er-Jahren wurde es völlig aufgelöst und geriet in Vergessenheit. „Memories of Memories“ jedoch nimmt die Spuren seiner Geschichte wieder auf. Diese reichen weiter, als man meinen könnte, denn seinen Namen teilt sich das Schwazer Lager Oradour mit dem französischen Ort Oradour-sur-Glane. Das Dorf wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis beinahe völlig ausgelöscht. Heute zählt es – ganz anders als Oradour in Tirol – zu den bedeutendsten Gedenkorten Frankreichs. Vor diesem Hintergrund findet auch die Gegenüberstellung der beiden Orte Einzug in „Memories of Memories“ und lässt es zu, die Tragweite von Erinnerung und Vergessen zu reflektieren.
Dr. Heinz Wieser
Freundeskreis des Tiroler Volkskunstmuseums
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